Wir sind zurück. Machen uns zunächst Gedanken, ob wir nach sechs Monaten Abwesenheit wieder mit dem tropischen Klima, dem Land, dem Umfeld zurechtkommen würden. Ob uns nach dem langen Aufenthalt in Österreich das Leben an Bord wieder schmecken würde. Kaum in Panama City gelandet, fühlen wir uns wie mitten im Leben, streifen die Blauwasser-Existenz über wie ein vertrautes Kleidungsstück. Das Körpergedächtnis vermittelt: Ihr seid gut daheim angekommen.


Auch wenn die „Panamarina“ eine angenehme Marina mit freundlichen und hilfsbereiten Menschen ist, auch wenn sich die Sandfliegen dieses Jahr sehr zurückhalten: Es ist schwierig, auf dem Boot an Land zu leben und dort zugleich zu arbeiten. Deshalb gönnen wir uns für diese Zeit erstmals ein günstiges Zimmer. Um die Moral nicht gleich zu Beginn zu gefährden, denn nach unserer ersten Bestandsaufnahme auf Muoza macht sich leichte Verzweiflung bereit.

Ein Boot über sechs Monate in einem Regenwald zu lagern, birgt gewisse Risiken. Die starke Sonne, gepaart mit hoher Luftfeuchtigkeit, greift die Materialien an. Die feuchte Wärme nährt auch Pflanzen- und Sporenwuchs. Wir können es kaum glauben, wie viel Reinigungsaufwand innen und außen auf uns wartet. Spontan wollen wir das Boot mal wieder verkaufen. Aber auch für einen Verkauf muss es erst wieder gepflegt werden. Also ran. Jeder einzelne Gegenstand an Bord will in die Hand genommen, rundum mit Chlor gereinigt werden. Wenigstens waren wir so schlau, vor unserer Abreise alle Textilien zu waschen und zu vakuumieren. So ist unsere Wäsche frisch geblieben.
Für die nächste lange Abwesenheit von Bord erwägen wir, einen Luftentfeuchter anzuschaffen, der das Boot innen trocken hält. Die Kosten für das Gerät und den Strom dürften den Mehraufwand einer komplizierten Reinigung aufwiegen.
Es hätte dennoch schlimmer kommen können. Ein Boot kann, selbst an Land stehend, während der Abwesenheit vom Blitz getroffen werden oder durch sintflutartige Regenfälle – gepaart mit etwas Pech – innen voll laufen. Haben wir alles schon gesehen.
Eine weitere Sorge sind Insekten, insbesondere Termiten. Zum Glück wurden wir von den Holzfressern verschont, nehmen dafür ein paar Ameisen und Schlupfwespen gerne in Kauf. Unsere Boots-Geckos sind immer noch an Bord – oder sind es sogar mehr geworden…?


Die gesamte Batteriebank war mit einer Spannung von 0,08 Volt klinisch tot, ließ sich aber – wir können es immer noch kaum glauben – vollkommen wiederbeleben; die Ankerkette hat zu viel Rost angesetzt, wir mussten etwa 10 Meter aus dem Mittelteil herausschneiden, die Teile wieder verbinden – und gleich eine neue Kette bestellen: 1300 Dollar inkl. Lieferung, wahrscheinlich mehr als doppelt so teuer wie in Europa. Das elektronische Innenleben unseres Inverters hat der Salzluft Tribut gezollt, sich für immer verabschiedet; der Segelmacher hat seine Arbeit zwar verrechnet, aber in den 6 Monaten unserer Abweise leider nur teilweise durchgeführt. Immerhin konnte er nach intensiver Suche mit gemeinsamen Kräften unser Vorsegel wieder finden…

Außen bekam Muoza einen neuen Unterwasseranstrich spendiert. Die Farbe wieder von SIGMA, einem Unternehmen eines zu früh verstorbenen Freundes. Unsere Idee, den Wasserpass nicht mit Lack, sondern mit blauem Antifouling zu streichen, hat sich bewährt, deshalb haben wir es wiederholt: Bewuchs kann so viel leichter entfernt werden als von einem normalen Lackstreifen.

Nur noch schnell den Impeller unseres Motors wechseln…halt, so schnell geht es gar nicht…hat uns letztlich fast zwei Tage gekostet. Das Trinkwasser ist bereits gebunkert, Benzin und Diesel müssen in der Nachbar-Marina getankt werden. Die unpassende Zinkanode passend feilen, an die Propellerwelle schrauben. Einen Großeinkauf für die nächsten Monate durchführen: Um 5 Uhr morgens mit dem Bus nach Panama City fahren, ohne Pause die Geschäfte plündern, bis Knie und Hüften schmerzen, mit randvollem Taxi im abendlichen Berufsverkehr einreihen, drei Stunden Fahrt durch multiple Regenfronten, nach 16 Stunden zurück in der Marina. Wir brauchen Tage um die Einkäufe sinnvoll zu stauen.
Eine Bekannte vermietet uns etwas Platz in ihrem Schuppen, um unsere Klappräder, die Nähmaschine, die Windsteuerungsanlage, ein Kajakteil vorübergehend zu lagern. Noch zwei Tage Zeit: Muoza zu Wasser lassen, Segel anschlagen, überflüssiges Zeug am Flohmarkt verkaufen, umankern, Brennstoff tanken, Gasbehälter füllen lassen, ein paar Dinge für eine befreundete Seglerin in San Blas mitnehmen, alles klar machen zum Ablegen, fertig. Wir gehen ankerauf, ziehen motorsegelnd nach Guna Yala, San Blas. Kaum zu fassen, wir haben das alles in zwei Wochen geschafft! Sind wieder daheim, als ob wir nie weg gewesen wären. Noch ein Tag für Vorbereitungen, putzen bis zur allerletzten Minute – dann kommen schon unsere ersten Besucher. Ein besonders nettes Paar aus Bamberg bringt genau die richtige Wellenlänge für gelungene Tage im San Blas Archipel mit.


Mittlerweile sind wir wieder alleine an Bord, die Regenzeit beugt sich dem Passatwind. Der bläst mit etwa 20 Knoten über die Palmeninsel, hinter der wir geschützt liegen. Der Platz ist genau richtig, um in Ruhe die Ankerkette zu tauschen, sowie das frisch aus Hongkong eingetroffene, blütenweiße Großsegel anzuschlagen. Sie steht Muoza ziemlich gut, die neue Segelwäsche, ein völlig anderes Auftreten…!


Kurz vor Weihnachten lassen wir es uns nicht nehmen, das Nudelholz zu schwingen, ein paar Kekse zu backen, um mit Freunden von anderen Booten zu feiern. Seit drei Monaten sind wir das erste mal wieder in ruhiger Zweisamkeit, ohne dringend anstehende Termine; kommen ein wenig zur Ruhe; beschäftigen uns ein paar Tage lang ausschließlich mit essen, lesen, essen, schlafen, essen, schnorcheln…und essen. Energie tanken für die nächsten Aufgaben, die an Bord anstehen: Die To-Do-Liste will einfach nicht kürzer werden…allerdings wird erst ab 2. Jänner wieder gearbeitet. So viel Tradition muss sein. Frohes neues Jahr, euch allen!



Todschicke Ankerkette und das neue Großsegel, fast schon elegant möchte ich sagen. Teifl eini – da steckt ja ganz schön Kohle drin, in so einem Boot! Und während ihr schon wieder Meer sehr, Palmen und weißen Stränden entgegen segelt, hat unsereins Silvester diesmal mit einem Schitag am Stubaier Gletscher gefeiert, bei Prachtwetter (oben strahlend blau, während unter der Neben hockte – die Raketen hätten sie sich heuer sparen können in der City!). Winter + Schnee, auch nit übel, kann ich euch nur sagen. Ich wünsche euch ein glückreiches Jahr 2018 und harre fernwehmütig auf Abenteuer, die da kommen mögen – auf der Muoza!!!
Seufz!!!
Das kommt uns alles so bekannt vor!
Seit 4 Monaten sind wir nun von unserer Reise zurück und vermissen eigentlich fast alles! Vor allem San Blas!
Lg.
Enrico
Enrico! Ihr Telefinisten geht uns auch ab. Was macht Sanna, geht es ihr gut in der Schule? Und Birgit? Und Arina? Und Telefine? Werden heute in Gedanken an dich einen Rotfeuerfisch jagen und verspeisen… 🙂