Boca Chica, ganz in der Nähe zur Millionenstadt Santo Domingo. Die seichte Lagune beherbergt neben einem belebten Strand für Einheimische auch Motoryachten und andere Spielzeuge der örtlichen High Society. Die Marina ist übersichtlich, ein kleines Restaurant dient als Treffpunkt und versorgt die Crews mit gutem und günstigen Essen. An den wenigen Bojen sehen wir die ersten Fahrtenyachten in der Dom Rep. Meist mit dem gleichen Ziel wie wir: Kuba. Grund genug, aufeinander zuzugehen, sich anzufreunden.

Nach spannenden Busfahrten, Einkäufen in Märkten und Supermärkten, sowie dem gerade stattfindenden „Carnaval“ sind wir von Land und Leuten zunehmend eingenommen. Die Menschen sind in Feierlaune – und wir lassen uns anstecken. Auch weil unser guter Freund Lothar im Anflug ist, um ein Stück mitzufahren. Ob ihm klar ist, wie anstrengend das Seglerleben ist? Ob es ihm trotzdem gefallen wird? Wir wünschen es uns. Langfahrtsegeln ist kein Urlaub.

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Carnaval in Santo Domingo

Zum Beispiel muss das Hardtop dringend verstärkt werden. Nach tagelanger Suche haben wir einen Handwerker an der Angel, der sich frisch ans Werk macht. Natürlich auf die lokale Art und Weise, herumprobieren bis es passt – wo gehobelt wird, fallen Späne. Man möchte am liebsten gar nicht hinsehen. Dennoch: 4 Tage und 700 Euro später ist das Hardtop supersteif – und die Spanischkenntnisse etwas aufgefrischt: Die Einheimischen weichen keinen Millimeter von ihrem Dialekt ab, lieber wiederholen sie das Gesagte hundert mal.

Gunther´s Geburtstag wird auf der Muoza gefeiert. Normalerweise ist er an diesem Tag krank, mit Arbeit überlastet oder im Ausland. Dieses Mal alles zugleich. Geburtstagsgrüße und der Artikel in der Yachtrevue sorgen für viel E-Mail-Verkehr. So viel Zuspruch! Wir sind echt gerührt.

Die Segelnachbarn unterstützen uns überall: Bringen Werkzeug, Rat und Tat, helfen mit dem Wassermacher, beim Ablegen von der Tankstelle bei starkem Wind. Wir revanchieren uns mit Einladungen, bringen Leute zusammen, helfen mit anderen Dingen. So haben wir uns das gewünscht.

Es gibt natürlich auch schräge Vögel. Wie der Skipper aus Holland, der abends im Ankerverbot ankert, um frühmorgens zu tanken – ohne einzuklarieren. So weit zum Plan. In der Realität kommen die Beamten zu früh, das Boot legt ab, ohne zu tanken, drängt zwei Behördenboote ab. Von einem Schnellboot eingeholt, schwingt der Skipper seine Winschkurbel gegen einen Beamten, der den Flüchtigen mit vorgehaltener Pistole zur Räson und zurück an den Steg bringt. Das Tagesthema in der Marina.

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Der fliehende Holländer

Der Wetterbericht sieht gut aus, Die Nachbarboote Mary Anne II und Utopia sind schon vorausgefahren, worauf sollen wir noch warten? Leinen los, eine Nachtfahrt steht an. Schon bei der Hafenausfahrt müssen wir gegen überraschend starken Schwell stampfen. Auch nachdem raumschoter Kurs anliegt, ändert sich wenig. Windstärke 7, grobe Kreuzseen. Wir rollen unangenehm, Laptop und Küchenteile fliegen krachend durch´s Schiff, Wasserfässer wollen sich selbständig machen. Zwei von uns drei sind seekrank. Der Muoza macht das nichts aus, sie segelt ganz gutmütig unter gerefftem Vorsegel. Wir fühlen uns vollkommen sicher.

Als wir morgens in die Ankerbucht einbiegen, funken uns die voraus gefahrenen Crews an, sie haben uns sorgenvoll erwartet. Sie zeigen sich sehr erleichtert, haben noch versucht, uns telefonisch zu erreichen und uns von der Fahrt abzuhalten. Aber da waren wir schon auf See.

Das Frühstück ist unser Abendessen, wir fallen in einen katergleichen Schlaf.
Und wir freuen uns, dass wir so nette Menschen kennen.

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