Tage vergehen, Gedanken normalisieren sich, wir kommen langsam an, in der Bucht von Le Marin, Martinique. Wir müssen uns daran gewöhnen, auf einem Boot zu leben. Alles ist etwas komplizierter als an Land: Bewegung an Bord, kochen, lüften, schlafen, Hygiene, Wetterschutz, Energie-, Wasser- und Lebensmittelversorgung. Strom kommt nicht einfach aus der Steckdose – wir erzeugen ihn mit Sonnenenergie. Das bedeutet, dass wir abends weniger Strom zu Verfügung haben. Essen kann noch nicht 24 Stunden lang gekühlt werden, Obst und Gemüse reift und verdirbt ohnehin schneller als in europäischen Breiten. Zusätzliche Solarpaneele und Stromspeicher werden unsere nächste Investition sein. Wasser wurde in der Werft gebunkert, nächtliche Regenschauer und Gewitter liefern zusätzliches Süßwasser zum Duschen und zum Putzen. Leinen und Festmacher werden mit Salzwasser geschrubbt, Wäsche im Waschsalon. 7 Euro pro Maschine, nochmal so viel für den Trockner, den wir uns sparen. Wir nutzen lieber die Reling als Wäscheleine. Damit sieht unser Boot aus wie ein Nomadenlager.
Man sieht uns an, dass wir hier neu sind. Wie wir uns bewegen, die noch saubere Kleidung, wie wir sprechen, unsere Fragen stellen. Darüberhinaus versuchen wir erst gar nicht, die abgebrühten Fahrtensegler heraushängen zu lassen – wozu auch? Wir wollen bescheiden sein und dazulernen. Bei manchen Ortsansässigen kommt das gar nicht gut an, der ein oder andere Mundwinkel zuckt verächtlich. Egal, wir wenden uns stattdessen den freundlichen Menschen zu. Die Welt ist voll davon.