Das elektronische I-Ging antwortet uns: Die Ernährung – der Mensch lebt nicht von Brot allein. Gunther kann mit der Antwort wenig anfangen und fragt noch einmal, anders formuliert. Das I-Ging antwortet: Die Ernährung – der Mensch lebt nicht von Brot allein. Erst jetzt wird uns bewusst, was wir in den letzten Wochen und Tagen geleistet haben. Wir sind so erschöpft, dass wir fast schon jede Zuversicht begraben haben. Wir beschließen, jede nicht unbedingt nötige Arbeit aufzuschieben, zu schlafen, Kraft und Essen zu tanken. Wenn die Zuversicht schon weg ist, dann soll sie wenigstens einen Nährboden finden, wenn sie wieder zurückkommen sollte.
Von den hochtrabenden Erwartungen an die Reise verabschieden wir uns. Wir werden von Tag zu Tag leben und sehen, was kommt. Und wenn wir uns nicht wohlfühlen sollten, verkaufen wir das schöne Schiffchen wieder und gehen neuer Wege.
Wir gehen schwimmen, besuchen den Flohmarkt an Land, setzen uns in ein kühles Lokal mit WIFI-Verbindung. Wäsche wird gewaschen, zurück aufs Boot, schlafen, wieder schwimmen, essen. Doch gemach: Gerlinde hat das Chikungunya Fieber noch nicht überstanden, in den nächsten Tagen ist mit einem weiteren Schub zu rechnen.
Vor Anker zieht rasch ein Gewitter auf. Es handelt sich um einen Ausläufer eines Hurrikans nördlich von uns. Inseln wie Sint Maarten sind voll betroffen. Der Bügelanker muss sich das erste mal beweisen – schließlich beginnt ein paar Bootslängen hinter uns eine Untiefe. Zur Sicherheit starten wir die Maschine, um den Anker bei Bedarf entlasten zu können. Aber das Ding hält, was es verspricht.
Kaktus hat uns von seinem Boot aus die ganze Zeit im Auge und besucht uns, nachdem die Front durchgezogen ist. Wir stoßen auf das erste überstandene Gewitter an. Wir sind gerührt, was wir für nette Nachbarn haben und können uns ein erstes mal wieder über Kleinigkeiten wie einen schönen Sonnenuntergang oder die Reiher freuen, die in wenigen Metern Entfernung Ihren Schlafbaum in den Mangroven gewählt haben und bis spät abends miteinander quatschen.